Veranstaltungen 2006

„Alleine kommen wir nicht heraus“

Die christliche Palästinenserin Faten Mukarker appelliert an Europa und die Christen

Stuttgart – Faten Mukarker redet mit sanfter Stimme, leise. Sie braucht nur wenige Sätze, dann herrscht betroffene Stimmung im Saal des Friedensgemeindehauses in der Schubartstraße. Vom Frieden ist oft die Redean diesem Abend. „Wir hatten Frieden, aber der war nicht gerecht“; sagt die Frau aus Beit Jala bei Bethlehem. Eingeladen hatte der Gesprächskreis Christinnen/Christen und SPD des Landesverbandes Baden-Württemberg.

Die Abriegelung habe große wirtschaftliche Not über die Palästinenser gebracht. „Wir brauchen Gerechtigkeit, nicht Frieden“, sagt die in Deutschland aufgewachsene Palästinenserin. Mehr als die Hälfte der Palästinenser leben unter der Armutsgrenze. Die Menschen, die früher in Israel gearbeitet haben, dürfen nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen. „Entwürdigung und Demütigung nehmen ihren Lauf – in einem Land, in der Ehre einen hohen Stellenwert hat. Wenn ein Familienvater vor seinen Kindern steht und ihnen nichts bringen kann, ist das demütigend. Armut und Not bereiten sich aus, die Hass und Aggressionen hervorrufen“.

„Wir kommen nicht alleine heraus“, sagt Faten Mukarker. Sie appelliert an die Europäer im eigenen Interesse einzuschreiten, „damit die Extremisten nicht mehr Argumente für Ihre Gewalttaten geliefert werden“. Und dann geht die Mutter von vier Kindern scharf ins Gericht mit einer, wie sie meint prinzipienlosen auf kurzfristige Effekte ausgerichtete Politik der „freien Welt“ : „Man hat mit Druck Wahlen durchgesetzt“. Die USA hätten Einfluss darauf genommen, dass die radikalislamische Hamas als Partei bei den Wahlen antreten konnte. „Aber dann akzeptiert man das Ergebnis der Wahlen nicht“.

Die Anerkennung Israels als Staat habe längst stattgefunden, die Forderung nach Gewaltverzicht sei einseitig, solange Israel die Mitglieder einer Regierung einfach bei Nacht verhaften und in Gefängnisse sperren dürfte. Es sei ein „Ping-Pong-Spiel“ von Vorwürfen und Gegenvorwürfen, Forderungen und Gegenforderungen. Die Schriftstellerin will, dass die Christen wieder erkennen, dass Bethlehem eigentlich ihre Stadt ist. Immer mehr christliche Palästinenser verlassen das Land. „Ich gehe zurück in die Mausefalle, von der niemand weiß, wann sie zuschnappt“, sagt Faten Mukarker zum Schluss.

Aus: Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg